Nach einigen Augenblicken flammte das Licht wieder auf.
„Hi, ich bin Mirabelle!“, stellte sich ein anderes Mädchen vor, welche in Malerkleidung nun allein auf der Bühne stand. Ihre Sachen waren über und über mit Farbe bedeckt. Um genau zu sein mit Lila und Rosa in allen vorstellbaren Farbnuancen.
„Ich bin zuständig für den Buchstaben F wie Farbenlehre.“ Daraufhin ging sie an die Leinwand und heftete den Buchstaben ein Stück hinter das A.
„Wir haben lange überlegt, ob wir mit den richtigen Namen und Farben arbeiten, aber dann kam ein kluger Kopf, nämlich ich…“
Lacher machten sich wieder im noch entsetzten Publikum breit und Mirabelle ließ das Publikum erst wieder zur Ruhe kommen.
„… ein kluger Kopf war der Meinung, Sie alle haben Phantasie. Daher haben wir uns für eine Farbe entschieden, die in ihrer Geschichte bereits Sinnbild für das Gute und das Böse war. Die Farbe Lila.“
Auf der linken Seite der Bühne wurde nun eine Leinwand entrollt, die scheinbar alle möglichen Farbnuancen der Farbe Lila enthüllte. Vom Hellrosa, immer kräftiger werdendem Pink, strahlendem Violett bis hin zum fast schwarz wirkenden Lila.
„Warum benötigen wir Farben? Nun ja, im normalen Leben gibt es verschiedene Ideologien und Einstellungen zu Themen, welche mit Farben belegt sind, wie rot, grün, gelb, blau, schwarz und braun. Auch in unserem Stück gibt es die verschiedensten Ideologien, doch weigern wir uns zu beurteilen, welche Ideologie zu welcher Farbe passt. Auch wenn wir eine allgemein gültige Meinung zu den Farben zu glauben haben, wäre dies in unseren Augen eine Unterstellung. Und darum geht es in diesem Stück ja. Wir möchten keine Meinungsheischerei, wir möchten unsere Sichtweise aufzeigen. Deswegen bedienen wir uns der Farbe Lila. Wir haben nur drei feste Richtlinien aus dem „normalen“ Leben“, Mirabelle deutete Anführungszeichen an. „übernommen. Hellrosa und Dunkellila sind die extremen Außenseiter-Parteien und dieses Pink steht für die Mitte“.
Bei ihren Worten schritt Mirabelle an die Leinwand und zeigte jeweils auf die von ihr benannte Farbe. „Keine dieser Parteien sind offiziell verboten, nur werden mindestens zwei von ihnen öffentlich geächtet.“
„Aber das Grundgesetz sagt…“ rief es von hinter der Bühne.
„Du bist noch nicht dran, Buchstabe G!“, unterbrach Mirabelle die Stimme.
Das Publikum lachte abermals und Mirabelle wartete, bis wieder Ruhe einkehrte.
„Wir wollen nicht werten, wir wollen nicht festlegen, wir wollen nicht urteilen. Sehen Sie die Welt nur heute mal mit unseren Augen…“
Die Bühne wurde langsam wieder dunkel. „Und noch eine Richtlinie von uns, weiß ist die Farbe der Neutralität.“, mit diesen Worten wurde nun die Sequenz um den Buchstaben von Mirabelle beendet.