Als das Bühnenlicht wieder anging, stand Felix allein im Klassenzimmer. Er wurde von einem Lichtspot angestrahlt und ansonsten war die Bühne dunkel. In seinen Händen hielt Felix den Buchstaben E.
„Kennt ihr das? Ihr trefft einen Freund und der sagt, oh, schön dich zu sehen, es ist viel zu lange her, aber ich habe jetzt keine Zeit?“, begann Felix zu sprechen.
„Oder ihr seid in einem Raum voller Menschen, alle lächeln dich an, aber keiner kommt zu dir, um mit dir zu reden? Kennt ihr das, ihr werdet vor der ganzen Klasse gelobt, weil ihr so eine tolle Arbeit geschrieben habt und keinen interessiert, was ihr geschrieben habt? Wisst ihr, wie man sich fühlt, wenn man der Freak ist? Wenn man zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu gezeichnet ist?“
Felix berührte sein Feuermal an der Stirn.
„Kennt ihr das, wenn man allein in einem Raum ist und genau weiß, in den nächsten Stunden kommt keiner? Wart ihr schon mal der Ehrengast einer Party, alle feiern um euch, nur ihr steht allein?“
Felix drehte sich um und heftete den Buchstaben E an die Buchstabenwand. Der Lichtspot folgte ihm, auch als er zurück in die Mitte der Bühne ging.
„E wie Einsamkeit. Dieser bittere Geschmack, der sich festsetzt, wenn man sich allein auf der Welt fühlt. Dieses feurige Brennen in der Seele, wenn man einfach nur einen anderen Menschen sehen will. Diese heißen Tränen, die ungeweint bleiben, wenn man sich selbst gegenüber nicht zu geben will, wie einsam man Tatsache ist. Dieser beißende Selbsthass, weil man glaubt, man hat es nicht anders verdient. Dieses permanente Selbstmitleid, weil man der einsame Freak ist.“
Felix machte eine kurze Pause.
„Vielleicht sollten wir aufmerksamer sein, wenn jemand allein steht. Vielleicht sollten wir in dessen Augen blicken, ob sie diese leer und traurig sind. Vielleicht sollten wir auch mehr auf andere zugehen und ihnen sagen, dass man mit ihnen Zeit verbringen möchte. Und wenn sie nein sagen, hat man es wenigstens versucht. Und das ist doch allemal besser als einsam zu sein.“
Das Bühnenlicht erlosch.