Ich bin ein 10 jähriges Mädchen und wohne am dunkelsten Ort der Erde.
In einer Seele, tief, tief im Inneren von ihr.
Es gab Zeiten, da blüte hier alles bunt und es war ein fröhlicher Ort.
Aber dann kam er und alles änderte sich.
Erst ganz langsam, kaum zu bemerken und auf einmal mit geballter Ladung. Alles zerbrach in 1000 Scherben und die Farben verschwanden. Alles war einfach weg.
Als ich zu mir kam, stand ich in einem leeren Raum.
Klein, verlassen, 10 Jahre alt, mit einem weissen Kleid, großen Augen und unsagbare Angst. Ich fror in der Kälte und ich hatte nur noch das Bedürfnis mich zu verkriechen. Langsam begann ich eine Mauer zu errichten. Dann noch eine und noch eine. Ich baute so lange, bis ich das Gefühl hatte wieder sicher zu sein. Dann entspannte ich mich etwas. Ich begann alle Scherben aufzusammeln.
Stück für Stück, denn es waren sehr viele.
Der Berg aus ihnen reichte weit nach oben.
Da saß ich, verzweifelt und doch voller Tatendrang. Ich nahm ein Stück und betrachtete es. Nichts erinnerte mehr an den Glanz von früher. Es war angelaufen und ich wollte es polieren, aber es blieb glanzlos.
Früher erklang es glockenhell und lachte. Heute weinte es stumm.
Mutlosigkeit erfasste mich, Verzweiflung und ich zog mich in meine dunkle Höhle zurück. Dort blieb ich für eine gefühlte Ewigkeit.
Eines Tag zog etwas meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich stand auf und etwas blinkte.
Langsam ging ich darauf zu und entdeckte ein kleines Teil der Seele.
Es begann zu blinken, es schien auch heller und es lachte. Das gab mir Hoffnung und ich begann endlich weiter zu suchen und fand noch ein paar kleine Teile. Tränen liefen über meine Wangen, während ich sie zusammensetzte. Jeden Tag kamen neue Teile dazu und so wuchs sie und eines Tages war ich fertig. Die Narben vom Kleben waren dick, aber ich war zuversichtlich das auch diese eines Tages verschwinden.
Heute ist es hier ruhig, einsam und hell. Die Mauern beschützen mich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich möchte das sie wieder einstürzen und das Chaos vielleicht wieder um sich greift. Ich bin einsam, ja und ich vermisse die Schmetterlinge und den Singsang, aber die dunkle Tiefe vermisse ich nicht.
Ich bin das Glasmädchen und mein Name ist Jane.