Keela

Es waren einmal ein kleiner Prinz und eine kleine Prinzessin.
Prinzessin Keela und Prinz Oliver waren seit ihrer Geburt die besten Freunde und verbrachten jede freie Minute miteinander.
Ihr Lieblingsplatz war hoch oben an dem Felsen, unter dem ein reißender Fluss entlang strömte. Oftmals stahlen sie sich frühmorgens heimlich an ihre Stelle, nur um den glutroten Sonnenaufgang betrachten zu können.
So geschah es eines Morgens wieder. Oliver, der nun mehr schon 15 Lenze zählte, wartete ungeduldig auf die 2 Jahre jüngere Keela. Als die Prinzessin freudestrahlend auf ihren Jugendfreund zulief, geschah das Unglück.
Von hoch oben, aus dem schwarzen, noch sternenbesetzten Himmel, raste ein großer Adler hinab zum Felsen und stieß Oliver in den Fluss hinunter. Bevor der riesige Vogel den Prinzen erneut angreifen konnte, packte Prinzessin Keela ihn an seinen Schwanzfedern.
„Oliver! Oliver!“ schrie sie verzweifelt, während der Adler versuchte, sich mit seinen messerscharfen Krallen zu befreien. „Wo bist du, mein Freund?“
Doch der reißende Strom hatte den Prinzen bereits davon getragen.
„Warum hast du das getan?“ fragte sie den Adler.
„Die Königin der Dunkelheit wollte ihn für sich haben, ich habe nur ihren Befehl ausgeführt!“ verteidigte der Vogel sich.
Keela ließ die Federn los, sank ins Gras und begann bitterlich zu weinen.
Als der Adler sah, wie traurig die Prinzessin war, bekam er Mitleid mit dem jungen Mädchen.
„Hier hast eine meiner Schwanzfedern, du wirst sie bald gebrauchen können. Folge dem Fluss stromaufwärts, bis an seine Quelle. Dort findest du die Quellnymphe, sie ist die Königin des Wassers. Frage sie nach Oliver, sie wird dir helfen können. Und mein Kind, einen Rat noch. Denke stets daran, dass nur das Licht die Dunkelheit vertreiben kann.“ bann erhob sich der Vogel und flog davon.
Tag und Nacht wanderte die Prinzessin. Kaum eine Rast gönnte sie sich, um am fünften Tag die Quelle zu erreichen. Dort rief sie nach der Königin des Wassers.
„Warum störst du meine Ruhe, Kind?“ wollte die Nymphe wissen, als sie aus der Quelle auftauchte.
„Ich suche meinen Freund, den Prinzen. Aber König der Lüfte, der Adler, hat ihn in deinen Fluss gestoßen und der hat ihn davongetragen. Sag mir, gute Königin, hast du Oliver gesehen?“ fragte Keela.
„Ja, gesehen habe ich ihn, aber er ist fort. Vergiss ihn einfach.“ antwortete die Königin und wollte wieder in ihre Quelle hinabtauchen. Aber als sie sah, dass die kleine Prinzessin in Tränen ausbrach, rührte es an ihr Herz.
„Weine nicht, mein Kind.“ bat sie das Mädchen. „Meine Schwester, die Waldnymphe, Königin der Wiesen, Wälder und Gebirge, schickte einen Eber vorbei. Dem übergab ich deinen Oliver und der trug ihn davon.“
„Aber warum hast du das getan?“ schluchzte Keela fragend.
„Die Königin der Dunkelheit wollte ihn für sich haben, ich habe nur ihren Befehl ausgeführt!“ verteidigte sich die Königin des Wassers. Doch dauerte sie das Schicksal des Mädchens, als sie ihre tiefe Trauer sah.
„Hier hast du eine Muschel. Sie ist gefüllt mit der Tinte des Tintenfisches, du wirst sie bald gebrauchen können. Folge dem Hain, der hinter meiner Quelle beginnt, laufe dann über die drei Wiesen und durch die vier Wälder. Dort findest du eine Lichtung. In der alten Eiche wohnt meine Schwester. Und kleine Prinzessin, einen Rat noch. Denke stets daran, dass nur das Licht die Dunkelheit vertreiben kann.“ Sprach sie und sank hinab in ihre Quelle.
Tag und Nacht wanderte die Prinzessin. Kaum eine Rast gönnte sie sich, um am siebten Tag die Lichtung zu erreichen. Dort rief sie nach der Königin der Wiesen, Wälder und Gebirge.
„Warum störst du meine Ruhe, Kind?“ wollte die Nymphe wissen, als sie aus der Eiche hervortrat.
„Ich suche meinen Freund, den Prinzen. Der König der Lüfte, der Adler, hat ihn in den Fluss deiner Schwester, der Königin des Wassers gestoßen und diese hat ihn einem Eber übergeben. Sag mir, gute Königin, hast du Oliver gesehen?“ fragte Keela.
„Freilich, gesehen habe ich ihn, aber er ist fort. Vergiss ihn einfach.“ antwortete die Königin und wollte wieder in ihre Eiche entschwinden. Aber als sie sah, dass das Mädchen in Tränen ausbrach, rührte es an ihr Herz.
„Weine nicht, mein Kind.“ bat sie die Prinzessin. „Meine Schwester, die Königin des Feuers, schickte mir eine gusseiserne Kutsche vorbei. In diese steckte ich deinen Oliver und sie fuhr mit ihm davon.“
„Aber warum hast du das getan?“ schluchzte Keela fragend.
„Die Königin der Dunkelheit wollte ihn für sich haben, ich habe nur ihren Befehl ausgeführt!“ verteidigte sich die Königin des Wassers der Wiesen, Wälder und Gebirge. Doch dauerte sie das Schicksal des Mädchens, als sie ihre tiefe Trauer sah.
„Hier hast du ein Bündel Dochte. Sie wurden von den Tieren meiner Wälder gesponnen, du wirst sie bald gebrauchen können. Folge dem Pfad, der hinter meiner Lichtung beginnt, laufe schnell und ohne dich umzuschauen durch die Feuerwand, sie wird dich drei Tage umschließen. Am vierten Tag wirst du auf meine Schwester treffen. Und mein Kind, einen Rat noch. Denke stets daran, dass nur das Licht die Dunkelheit vertreiben kann.“ Sprach sie und trat zurück in ihren Baum.
Und so geschah es.
„Warum störst du meine Ruhe, Kind?“ wollte die Königin des Feuers wissen, als Keela auf sie traf.
„Ich suche meinen Freund. Der König der Lüfte, der Adler, hat ihn in den Fluss deiner Schwester, der Königin des Wassers gestoßen, diese hat ihn einem Eber übergeben. Der Eber brachte den Prinzen zu deiner Schwester, der Königin des Wassers der Wiesen, Wälder und Gebirge und diese steckte ihn in eine gusseiserne Kutsche. Sag mir, gute Königin, hast du Oliver gesehen?“ fragte Keela.
„Natürlich habe ich ihn gesehen, aber er ist fort, vergiss ihn.“ antwortete die Königin.
„Aber ich laufe schon so lange, bitte hilf mir.“ bat das Mädchen weinend.
„Die Königin der Dunkelheit schickte mir einen Diener, dem habe ich deinen Oliver übergeben.“ bekam die Prinzessin erklärt. „Und nun hör auf zu weinen, deine Tränen löschen mein Feuer! Hier hast du einen Bimsstein, zum Feuer anzünden, du wirst ihn bald gebrauchen können. Und Mädchen, einen Rat noch. Denke stets daran, dass nur das Licht die Dunkelheit vertreiben kann.“ dann erklärte die Königin des Feuers Keela noch den Weg und entließ sie.
Die Prinzessin wanderte tagein, tagaus. Ihre Kleider waren durch die lange Reise völlig heruntergekommen und ihre Haut ward durch die Sonne dunkel geworden. Keiner der ihr begegnete wähnte in ihr eine Prinzessin. So erreichte sie dann eines Tages das Schloss der Königin der Dunkelheit. Es bestand von den Grundmauern bis zu den Turmspitzen aus Wachs. Nicht ein Licht ward zu sehen, in der gesamten Burg nicht.
„Hochzeit, bald ist Hochzeit!“ Gerade als Keela Einlass begehren wollte, kamen Boten aus dem Schloss geritten und verkündeten, dass die Königin der Dunkelheit und Prinz Oliver in einem Monat Hochzeit halten wollten und dafür noch Bedienstete gesucht wurden.
Prinzessin Keela verdingte sich sofort als Hausmädchen und begann die Burg gründlich zu studieren. Bald kannte sie jeden noch so geheimen Winkel. Heimlich schabte sie Wachs von Mauern in entlegenen Gängen und formte in der Nacht Kerzen, mit den Dochten, welche sie von der Königin der Wiesen, Wälder und Gebirge geschenkt bekommen hatte.
Dann begann sie dem Prinzen Briefe zu schreiben, mit der Schwanzfeder des Adlers und der Tinte aus der Muschel, welche ihr die Königin des Wassers geschenkt hatte.
Sie versteckte die Nachrichten auf den Tabletts, mit welchem Oliver das Essen serviert wurde, in den Kleidern, welche aus der Wäscherei zurückkamen oder in seinem Bett, welches sie selbst aufschütteln durfte.
Prinz Oliver fand die Briefe und begann auf demselben Wege zu antworten. Woher er sicher sein könnte, dass sie, wie sie behauptete Prinzessin Keela wäre, wollte er wissen.
Da beschrieb Keela ihren Lieblingsplatz, hoch oben auf dem Felsen und stellte Oliver dieselbe Frage, woran sie erkennen könne, dass er der Prinz wäre.
Seine Antwort gab ihr Gewissheit.
„Ich möchte, dass wir uns wieder gemeinsam Sonnenaufgänge anschauen können.“
Am Vorabend der geplanten Hochzeit packte die Prinzessin ihre Sachen zusammen, nahm die restlichen Dochte und den Bimsstein, welchen sie von der Königin des Feuers geschenkt bekommen hatte. Auf dem Weg zu Prinz Oliver brannte sie alle Kerzen, die sie geformt hatte, an.
Das Schloss strahlte alsbald im hellsten Licht und im Feuerschein der Kerzen begann der Wachs der Mauern zu schmelzen. Die Bewohner des Schlosses flohen in alle Himmelsrichtungen.
Die Königin der Dunkelheit versuchte ebenfalls zu fliehen, doch erreichte sie die Helligkeit und die böse Frau erstarrte im Licht zu Stein.
So gelang Prinzessin Keela und Prinz Oliver die Flucht, und wenige Monate später, als sie wieder zu Hause angelangt waren, wurde zwischen den beiden Königskindern Hochzeit gehalten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, sitzen sie noch heute auf ihrem Felsen, hoch über dem Fluss, und beobachten den Sonnenaufgang.

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