Lächeln

Vorgaben:

  • 4 Hauptpersonen, gerade in Ausbildung, zwei männlich, zwei weiblich
  • unternehmen Frühlings-Outdoor-Aktivitäten, sind in Vorbereitungen auf anstehende Prüfungen
  • Auszubildender verliebt sich in eine Auszubildende der Gruppe, welche die Liebe aktuell nicht erwidert, sie ist in den anderen Auszubildenden verliebt, der davon nichts weiß. Für wer mit wem zusammenkommt, gibt es bewusst keine Vorgabe.
  • Zeit Gegenwart
  • Jahreszeit Frühling

„Was machst du da?“, fragte Dorle ihre beste Freundin Carolina.
Carolina saß wie immer, tief über ihre Bücher gebeugt, am Schreibtisch, welcher schräg gegenüber von ihrem Bett stand.
„Lernen.“, antwortete die kleine Blondine süffisant. „Solltest du auch mal probieren. Soll bei Klausuren helfen!“
Dorle und Carolina lachten herzhaft über den Scherz. Während die blonde junge Frau jedes Wissen mühsam erlernen musste, war die brünette Dorle vermutlich schon vor ihrer Geburt eine wandelnde Wikipedia.
Carolina besah sich ihre Freundin genauer. Im legeren Strandoutfit stand diese an ihrem Bett und hielt zusätzlich einen überdimensionalen Strohhut in den Händen.
„Und was machst du da?“, gab Carolina die Frage an ihre Mitkommilitonin zurück.
„Na wir wollten doch in die Strandbar, beachen.“, Dorle drehte sich zum Kleiderschrank und besah sich im Spiegel. Sie zupfte an ihren Struwel-Haaren, wohl wissend, dass sie nicht besser aussehen würden. Aber einen Versuch war es immer wert.
„Und du wolltest mitkommen!“, erinnerte Dorle Carolina. Sie nahm den hellblauen Pareo vom Kleiderhaken am Schrank und hielt ihn der Freundin hin. Diese Farbe hob das natürliche Blau von Carolinas Augen hervor. Hätte die Natur etwas mit den Rundungen an Carolinas Körper gespart, wäre diese bestimmt eines von den Topmodels geworden, welche sie immer gern mit ihren Mädels in diversen Shows beobachtete.
Seufzend schlug Carolina die Bücher zusammen.
„Warum muss es im Mai auch heiß genug für die Strandbar sein? Wo wir für die Prüfungen lernen müssen…“, dann schnappte sie sich den Pareo und die restlichen Kleider und verschwand ins Bad zum Umziehen.
„Ist Frederick auch dabei?“, fragte Carolina ihre Freundin, als sie umgekleidet zurückkam.
„Nu glor! Genau wie Tomasz, Jonas, Geraldo, Legolas und Michael.“
„Warum tust du dir das an?“, besorgt schaute Carolina zur Freundin.
Dorle liebte Frederick schon von der ersten Sekunde des Studiums an. Doch Frederick sah in Dorle nur eine supergute Freundin, mit der man Unsinn machen konnte, die Nachhilfe gab und selbstlos jeden seiner Jungenstreiche ertrug. Außerdem war er mit Marissa liiert, also mal mehr mal weniger.
„Wie oft denn noch?“, Dorle setzte ihr strahlendes Lächeln auf, was jeder mochte und all ihre Gedanken und Gefühle verbarg. „Ich genieße die Zeit mit ihm. Mehr kann ich nicht tun.“
„He, ich bin‘s…“, erinnerte Carolina die Freundin.
„Es geht mir wirklich gut damit.“, sagte Dorle nun ernsthaft. „Natürlich werde ich wieder traurig sein, doch die Zeit mit ihm und die Erinnerung sind so kostbar, da möchte ich nicht grübeln und was wäre wenn spielen. Das kann ich dann hier bei dir machen.“
Carolina seufzte, Dorle hatte ja Recht. Gefühle konnte man sich nicht aussuchen und wenn ein Anderer sie nicht erwiderte, konnte man auch nichts machen. Sie wünschte sich fast die Abgeklärtheit von Dorle, aber sie wusste auch um die harte Arbeit, diese zu erlangen.
„Na meine Schönen, haben die Bücher euch losgelassen?“, flachste Legolas herum, als Dorle und Carolina zur Strandbar kamen. „Willkommen im Testosteron-Land!“
Die Herren standen schon am Netz und präsentierten sich dem interessierten Publikum beim ersten Satz Beachvolleyball.
Schnell fand man sich in den gewohnten Gruppen zusammen und genoss den Anblick der Spieler und die angebotenen Getränke.
Fredericks Gesicht leuchtete kurz auf, als er Dorle bemerkte, nur um noch konzentrierter und verbissener um jeden Punkt zu kämpfen.
Hochgewachsen, durchtrainiert und dank der Strandbar und der vergangenen sonnigen Tage gut gebräunt, war Frederick der stereotypische Frauenschwarm. Doch nur seine Freunde wussten auch, was für ein mitfühlender und herzlicher Mensch er war. Zu gern bediente Frederick die Vorurteile gegen ihn „Schönling“ und überraschte dann das Gegenüber mit seinem Wissen und seiner scharfen Zunge. Auch Frederick musste sich wie Carolina jegliches Wissen erarbeiten. Das führte oft zu Streits mit seiner On-Off-Beziehung Marissa, denn er legte oft Nachtschichten ein, anstelle sich mit ihr zu treffen. Umso dankbarer war er für die Freundschaft mit Dorle. Diesen Kumpel hatte er hoffentlich fürs Leben gefunden, sie war ein echter Pfundskerl.
Legolas sah den kurzen Augenkontakt zwischen Dorle und Frederick. Er gönnte sich einen kurzen Augenblick Neid und Eifersucht. Klar, mochte Dorle ihn. Wer tat das nicht. Wer mochte den Pausenclown und ewigen Sonnenschein Legolas nicht? Er war die sichere Bank für coole Sprüche, Spaß und Abwechslung. Doch niemand kannte ihn, sein tiefstes Inneres, seinen verzweifelten Wunsch, sie sähe ihn nur einmal so an wie Frederick. Er liebte ihre Tapferkeit, ihre Beharrlichkeit und ihre Selbstlosigkeit. Und das gab ihm wiederum Kraft. Sie war ihm im still leidenden und ertragenden Liebeskummer ein Vorbild, ach was für ein Scheiß!
Dorle wusste später nicht mehr zu sagen warum, aber irgendetwas war heute anders an Legolas. So nahm sie ihren Strohhut und „schmückte“ seinen Kopf. Begleitet von Sprüchen, albernen Bewegungen und Gelächter setzte sich „Legolasa“ zu den Damen und es folgte ein ausgelassener Abend.

„Wie, Marissa ist raus?“, entsetzt sah Dorle Carolina an.
„Sie ist raus. Ihre schriftlichen Prüfungsergebnisse waren so schlecht, dass sie nicht mal wiederholen darf!“, erklärte Carolina erneut.
„Und die anderen?“, fragte Dorle leise. Sie und Carolina hatten mit Bravour bestanden und mussten nun „nur“ noch die mündlichen Prüfungen rocken.
„Jonas und Geraldo werden wiederholen müssen. Legolas, Tomasz und Michael haben bestanden.“
„Und Frederick?“, fragte Dorle leise.
„Das weiß ich nicht, der hat noch nicht geschrieben.“, antwortet Carolina wohlwissend, wie sehr ihre Antwort die
Freundin traf.
Ein paar Wochen später wusste sie die Antwort. Frederick wurde im Finanzamt Bautzen eingesetzt, sie selbst und Carolina kamen nach Leipzig. Legolas und Michael ebenfalls und Tomasz hatte es nach Eilenburg verschlagen.
Drei Jahre hatten sie gemeinsam gelacht, gelernt, gekämpft, gearbeitet. Sie waren ein wenig erwachsener geworden als vor der Ausbildung. Doch ob ihre Freundschaft überdauern konnte, das würde die Zeit zeigen.
Aktuell wohnten Dorle, Carolina, Legolas und Michael in einer WG im Stadtzentrum von Leipzig und die vier waren schier unzertrennlich. Erst gestern hatte Legolas einen Blick von Dorle bekommen, fast so, als wäre er Frederick…

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