Lord und Lady Gadwington – Sherlys zwölftes Abenteuer

Es war so ein wunderschöner Traum.
Lady Sherly sah in das strahlende Gesicht ihres Gemahls Anthony, sie hatte ihm gerade verraten, dass sie in anderen Umständen war. Seine leuchtenden Augen, sein liebevolles Lächeln, seine schier unbändige Freude. Dies war die Krönung ihrer gemeinsamen Liebe. Es war der glücklichste Augenblick in ihrem ganzen bisherigen Leben.
Die Szenerie wechselte.
Lady Sherly sah sich zutiefst erschöpft im Wochenbett liegen. Im Arm hielt sie ein kleines Bündel voller Leben, ihre Tochter. In dem Augenblick, in welchem sie aufsehen wollte, um zu ihren Besuchern aufzuschauen, gab dieses unglaublich zarte Geschöpf einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Laut von sich. Lady Sherly wandte ihre volle Aufmerksamkeit wieder dem Baby zu und just in diesem Moment öffnete die Kleine die Augen und begann zu lächeln.
All die Qual und der Schmerz, welche Lady Sherly gepeinigt hatten, verschwanden für diese eine Sekunde. Eine unglaubliche Liebe überschwemmte Lady Sherlys gemarterten Leib und heilten die Pein in ihrer Seele.
Die Szenerie wechselte erneut.
„Es war immer der größte Wunsch unserer Tochter, dass ihr Vater mit ihr den Tanz auf ihrem Einführungsball eröffnet.“, sagte Lady Sherly sanft lächelnd, mit Tränen in ihren Augen, zu ihrem Ehemann.
„Dann soll es so sein.“, antwortete dieser und wandte sich ihrer Tochter zu, um diese galant durch die Reihen der Schaulustigen auf die Tanzfläche zu manövrieren. Das Gesicht halb abgewandt wirkte er fast ein wenig zu grob für ihren geliebten Anthony. Die Statur war etwas massiver geworden und die Haltung leicht gedrückt, jedoch war Anthony nun auch etwas weiter jenseits der Fünfzig, da war dies vermutlich normal.
Doch eine Kleinigkeit störte Lady Sherly. Der elegante Schwung war noch in seinen alternden Gesichtszügen und das grau-schwarze Haar, zu lang für die aktuelle Mode, schien noch genauso trotzig, wie immer. Eine Welle Liebe überschwemmte Lady Sherly regelrecht und das Wissen, dass trotz aller Schwierigkeiten und Unwegbarkeiten der letzten Jahrzehnte sie alle das Glück gefunden hatten.
Über den Kopf seiner Tochter und all den Anwesenden hinweg, fanden sich die Blicke von Lady Sherly und Lord Anthony. Lord Anthony? Ja, Lord Anthony, nein, nicht Lord Anthony, bevor sie den Gedanken genau erfassen konnte, erwachte sie in den liebevollen Armen ihres Gemahls.
Seit über zwei Jahren durfte sie sich morgens auf diesen Anblick freuen. Strahlend blaue Augen in einem liebevollen lächelnden Gesicht beobachteten ihr Erwachen. Lord Anthonys wunderschöne Lippen küssten sie zärtlich aus dem Schlaf.
„Guten Morgen, Liebste.“, flüsterte er sanft.
„Guten Morgen, Liebster.“, antwortete Lady Sherly nicht minder sanft.
„Ich habe eine kleine Überraschung für dich, allerdings musst du bis heute Nachmittag darauf warten.“, Lord Anthony glaubte jetzt schon zu wissen, wie sehr seine Lady begeistert sein würde. Sie hatte ihm erzählt wie fasziniert sie als junges Mädchen die kostbaren Bilder, prunkvollen Deckenfresken und teilweise imposanten Statuen in den Uffizien bestaunt hatte. Auch die ausgestellten Exponate im Louvre und der Eremitage hatten ihren Sinn für Kunst entwickelt und ihr Verständnis für Ästhetik erweitert. In wenigen Wochen sollte nun die Tate Galerie in Millbank eröffnet werden. Heute Nachmittag würde er die geplanten Sicherheitsvorkehrungen selbst überprüfen und auf den ausdrücklichen Wunsch des Besitzer hin, würde Lady Sherly ihn begleiten.
Lord Anthony hoffte, dass dies Lady Sherly ein wenig in ihrer Trauer ablenkte.
Lord und Lady Holmes waren bei einem Kutschenunglück vor einigen Wochen ums Leben gekommen und der letzte Blutsverwandte, ihr Bruder Sherlock, glänzte seither wieder einmal mit Abwesenheit.
Auch die entschuldigende Depeche ihrer Majestät der Queen half Lady Sherly weder in ihrer Trauer noch in der Organisation der Beerdigung oder der Klärung der Erbangelegenheiten.
Seine Lady war wütend auf ihren großen Bruder, was er auch verstehen konnte. Allerdings ging es bei dem Auftrag seiner Majestät um wichtige politische Verhandlungen, welche ob ihres Scheiterns unweigerlich zu einem Krieg führen konnten.
„Gibst du mir einen Hinweis oder muss ich es bis heute Nachmittag selbst herausfinden?“, fragte Lady Sherly von Neugierde gequält.
„Ach Liebste, dann ist es doch keine Überraschung mehr!“, mit leisem Lachen und einem leidenschaftlichen Kuss beendete Lord Anthony die sich anbahnende Diskussion im Keim.


„Seid Ihr sicher, Jack?“, hakte Lord Anthony nach.
„Ja Mylord, an der Aufhängung war irgendetwas manipuliert.“, bekräftigte Jack seine Aussage. „Ich werde mit unserem Oberstallmeister heute Nachmittag alles noch einmal untersuchen fahren.“
Lord Anthony fuhr sich müde durch die Haare. Er hatte es befürchtet, allerdings gehofft hatte er, dass es nur einer Art Verfolgungswahn zu zurechnen war.
„Ich sollte mitfahren, Jack. Nein, ich werde mitfahren.“, es tat dem Lord in der Seele weh, Lady Sherly absagen zu müssen, aber diese Ermittlungen hatten Vorrang.
„Verzeiht, Mylord, aber es ist besser, wenn Ihr an Eurem Vorhaben festhaltet. Solange es nur ein Verdacht ist, möchte ich unsere Lady nicht einweihen.“
Nach wenigen Augenblicken des Grübelns gab Lord Anthony Jack recht. Sie mussten sich erst wirklich sicher sein und Jack würde die notwendigen Beweise erbringen.
„Jakob ist endlich da!“, lachend und mit Dr. Jakob Lewis im Schlepptau kam Lady Sherly in Lord Anthonys Büro gestürmt.
Der junge Mann hatte seine Studienzeit ein Jahr eher beenden können, so hervorragend waren seine Leistungen. Sein Zwillingsbruder Philipp hatte seine Ausbildung ebenfalls vorzeitig beenden können. Nun waren die beiden bei Lady Sherly und Lord Anthony angestellt und pendelten zwischen Lady Sherlys Anwesen in Wales und London hin und her.
Heute war Jakob angereist, um Melissa untersuchen. Trotz Dr. Jakobs eindringlichen Warnungen nach der letztjährigen Fehlgeburt, war die Zofe wieder guter Hoffnung. Allerdings befürchtete der Arzt, dass Melissa die Geburt nicht überleben würde. Es gab keinen wissenschaftlichen Grund für diese Vermutung, er hatte nur so ein komisches Gefühl, immerhin hatte Melissa die beiden Fehlgeburten im zweiten und vierten Monat der Schwangerschaft kaum überlebt.
Jakob verordnete der Zofe strikte Bettruhe und keinerlei Aufregung, so sehr fürchtete er um das Leben seiner Freundin. Melissa schimpfte ob der misslichen Lage, denn Dr. Jakob hatte eine gerade Rückenlage mit erhöhtem Becken angeordnet. Sie hatte noch nie von so einer komischen Stellung gehört, doch Jakob verwendete hier das alte Wissen seiner Großmutter.
Nachdem Jack und Lord Anthony den jungen Arzt freudig begrüßt hatten, hielten sie noch einen freundschaftlichen Plausch ab, um danach ihrer Wege zu gehen.
Jack suchte den Oberstallmeister Thomas Wright, Jakob begab sich zu seiner Patientin und Lord und Lady Gadwington widmeten sich der Überraschung, welche Lord Anthony für Lady Sherly vorbereitet hatte.
Genau vor zwei Jahren und sechs Monaten hatte sich das Paar das Ja-Wort gegeben, im Salon von Lady Sherlys Stadthaus.
In einem weiß-silbergewirkten Winterkleid war die Braut am Arm ihres Vaters auf Lord Anthony, welcher einen mitternachtsblauen Dreiteiler trug, zugeschritten. Lord Miles Saundersburgh, Lady Sherlys bester Freund und Lord Anthonys Schwager, sowie Lady Gretchen Saundersburgh, Lady Sherlys beste Freundin und Lord Anthonys Schwester, fungierten als Trauzeugen. Hinter der leise schluchzenden Brautmutter Lady Eugenia Holmes saßen Jack und Melissa. Seine Lordschaft und Bruder der Braut Sherlock Holmes hatte auch dieses Mal eine Entschuldigung für sein Fehlen. Er lag zwei Etagen höher im Bett, angeschossen an einer äußerst schmerzhaften und delikaten Stelle, seinem Hinterteil.
Genau zum zwanzigsten und letzten Glockenschlag des Kirchturms gaben sich Lord Anthony und Lady Sherly das Ja-Wort. Es war ein bitterkalter Tag, dieser 24. Dezember im Jahre 1894 des Herrn, an welchem zu vorgerückter Stunde leichter Schneefall einsetzte.
„Du meinst wirklich die Tate-Galerie?“, fragte Lady Sherly ihren Gatten nun bereits zum dritten Mal völlig fassungslos.
Lord Anthony hatte gehofft, seiner Herzens-Lady eine Freude bereiten zu können, jedoch dass diese so regelrecht übersprudelnd vor Freude sein würde, hätte er nie zu hoffen gewagt!
So verbrachten die Herrschaften einige entspannte Stunden in Millbank mit Kunststücken, welche erst einen Monat später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden würden.


„Ich habe auch ein Geschenk für dich, Liebster.“, flüsterte Lady Sherly atemlos.
Lord Anthony und sie saßen in ihrer Kutsche und begaben sich gerade auf den Heimweg zu ihrem Stadthaus.
„Du wirst aber noch etwas warten müssen, bevor du es anfassen kannst…“, Lady Sherly suchte nach den richtigen Worten. „Es wird sozusagen noch hergestellt…“, dabei berührte sie vorsichtig mit beiden Händen ihren Unterleib und schaute dann auf diese.
Lord Anthony folgte ihrem Blick. „Du meinst…?“, er konnte es nicht aussprechen, er hatte zu große Angst seine Gemahlin zu missverstehen.
Lord und Lady Gadwington hoben zeitgleich ihre Köpfe und verflochten ihre Blicke ineinander.
Das Ja von Lady Sherly war nur ein Hauch, doch es machte Lord Anthony zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt! Seine Augen leuchteten, sein Lächeln wurde unendlich liebevoll und sein Gesicht strahlte vor schier unbändiger Freude. Dies war die Krönung ihrer gemeinsamen Liebe.
Dr. Jakob war nicht nur wegen Melissa nach London gekommen. Lady Sherly hatte einige Veränderungen an sich festgestellt und das weibliche Ungemach war nun bereits zum zweiten Mal ausgeblieben. Und trotz das sie beide fast jede Nacht beieinander lagen, glaubte Lady Sherly den genauen Tag ihrer Empfängnis zu kennen, den 07. April. An diesem Tag standen zum ersten Mal in ihrem Leben die Kirschblüten in voller Pracht, ein Ereignis, welches sonst erst Wochen später passierte. Diesem Tag und dieser Nacht wohnte ein ungewöhnlicher Zauber bei. Die milden Temperaturen, dieser wundervolle Blütenduft und die sanften Zärtlichkeiten der Nacht, deren Erinnerung Lady Sherly einen leicht errötenden Schimmer auf ihr Antlitz zauberte.
Natürlich war Dr. Jakob voller Sorge um seine Lady, würde diese zum Zeitpunkt der Geburt ihres ersten Kindes immerhin bereits 32 Lenze zählen. Dies war mehr als ungewöhnlich und es würde sein ganzes Können von ihm abverlangen, doch er hatte sich und seiner Lady geschworen sie und ihr Kind zu beschützen.
„Ich werde vermutlich zum Beschützer-Monster und noch übervorsorglicher als bisher!“, gestand Lord Anthony seiner Lady zwischen all den liebevollen Küssen, welche er seiner Gemahlin gerade schenkte. „Und ich werde deswegen diskutieren und schimpfen und fürchterlich emotional reagieren!“, antwortete Lady Sherly lachend.
Als die Kutsche vor dem Haupteingang das Stadthauses vorfuhr und der Kutscher die Tür öffnete, huschte Lord Anthony aus dem Gefährt und hob vorsichtig seine lachende Gattin heraus.


Sophia senkte den Kopf, als sie die beiden vor Glück strahlenden Menschen sah. Tränen rannen ihr erneut über ihr Gesicht.
„Sophia, guten Abend!“, rief Lady Sherly erfreut, als sie die junge Frau an der Haupteingangstür sah. „Wo ist denn Jack?“
Sophias Schweigen und ihre Haltung ließen Ihre Lordschaften Schlimmes befürchten.
Mit schnellen Schritten erklomm Lord Gadwington die Treppe und setzte dort vorsichtig die kostbare Fracht seiner Arme ab.
„Sophia?“, fragte Lady Sherly ganz sanft und hob vorsichtig das tränenüberströmte Gesicht der jungen Frau an.
Schwere Schluchzer begleiteten ein gestammeltes „Es tut mir so leid!“, was Lady Sherly veranlasste ihr Dienstmädchen tröstend in die Arme zu schließen.
Lord Anthony schob sich vorsichtig an den Damen vorbei, ins Haus, und versuchte herauszufinden, was hier los war. Als es ihm gelungen war, schaute er wieder nach den beiden Frauen. Seine Gattin hatte Sophia beruhigen und zum Reden bringen können.
„Ich habe ihn ins große Gästeschlafzimmer bringen lassen, damit wir für Melissa noch ein Bett hineinstellen konnten. Sie darf sich doch nicht…“, erneut brach Sophia in Tränen aus.
„Komm Sophia, lass uns ins Haus gehen.“, sanft geleitete Lady Sherly das junge Mädchen in das Gebäude.

„Jack hatte also Beweise dafür, dass der Kutschunfall meiner Eltern kein Unfall war?“, hakte Lady Sherly wenig später bei ihrem Gemahl nach. Sie befanden sich in ihrem Schlafgemach, ein Ort, an welchem sie sich niemals streiten wollten. Leider war Lady Sherly gerade nach Streiten, nein nach Schreien, zumute!
„Liebste, er hatte eben keine. Er wollte dich nicht mit Vermutungen quälen!“, Lord Anthony gab seine Sicht der Dinge, so nüchtern er konnte, wieder.
Auch ihn trieb es ins Gästeschlafzimmer, aber dies musste vorher geklärt werden.
„Und deswegen sind nur der Oberstallmeister und Jack zur Untersuchung der Kutsche gefahren?“
„Ja, er bat mich darum. Er wollte kein Aufsehen erregen, deswegen lehnte er auch meine Beamten ab.“
Lady Sherly setzte sich auf ihr Ehebett. Trotz aller Wut und allem Schmerz konnte sie ihren Ehegatten verstehen. Rationell hätte sie genauso gehandelt. ‚Ich bin aber gerade nicht rationell, ich bin schwanger!‘, schoss es ihr durch den Kopf.
„Lass uns zusammen nach Jack schauen.“, auch wenn die Hormone sie gerade überschwemmten und sie ein unbändiges Verlangen nach einem Zornesausbruch hatte, so überwog die Sorge für den Freund und die Liebe für den Gemahl. Lady Sherly streckte die Hand nach Lord Anthony aus und ging gemeinsam mit ihm zum Gästezimmer.
Dr. Jakob erwartete sie bereits vor den geschlossenen Türen und informierte sie.
Man hatte Jack und Thomas, den Oberstallmeister, auf den Stufen des Haupteinganges abgelegt. Für Thomas war jede Hilfe zu spät gekommen und Jack war schwer verletzt.
„Leider wird er nie wieder sehen können. Man hat ihn geblendet“, Dr. Jakob versuchte die grausigen Tatsachen so harmlos wie möglich zu übermitteln. „Gerade schläft er, und wenn es nach mir geht, würde ich ihn gern weiterschlafen lassen, bis die schlimmsten Brandwunden in seinem Gesicht beginnen zu verheilen.“
Lady Sherly begann einen kleinen wissenschaftlichen Disput mit Dr. Jakob, über die Behandlung von Brandwunden. Letztlich stimmte sie seiner Argumentation zu.
„Für Melissa haben wir ein zusätzliches Bett in das Zimmer bringen lassen. Wenn sie ihre Bettruhe nicht einhält, befürchte ich das Schlimmste!“
Noch bevor Lord Anthony und Lady Sherly nach dem Verletzten schauen konnten, kam Detektiv Hill zu ihnen.
Der Doktor ging ins Gästezimmer zurück, um seinen beiden lieben Freunden und Patienten beizustehen.
Detektiv Hill hatte leider kaum Spuren finden können, bei der Begutachtung von Jack und Thomas. Was ihm aber aufgefallen war, dass Thomas Körper unzählige Stichwunden aufwies und Jack nur eine präzise geführte Verletzung. Ganz so, als hätte der Täter Jack nur entstellen wollen und Thomas in einem Wutanfall getötet.
„Ein Brief für Ihre Ladyschaft!“, ein Diener, welcher kurzfristig Jacks Posten als Butler übernommen hatte, brachte die Nachricht herein.
Lady Sherly setzte sich wohlweislich, bevor sie die Botschaft öffnete und laut vorlas.
Meine liebste Lady Sherly,
Ihr seid bei der Wahl Eures Personals äußerst nachlässig geworden.
Immerhin konnte ich Eurer Pferd dank Thomas vergiften. Dieser Dummkopf hat sein Schicksal übrigens verdient, hätte er nicht immer nur von seiner geliebten Melissa gefaselt!
Wusstest du, dass er sie hatte haben wollen, sie aber Jack genommen hat?
Nein? Ich wusste es bis gerade eben auch nicht.
Im Gegenteil, er tat so, als bete er den Boden an, auf dem ich zu wandeln pflege!!!!
Es war so eine tolle Idee Jack zu blenden! Er wollte ihn all seiner Sinne berauben und auf der abgezogenen und gegerbten Haut deines Butlers, sollte diese Nachricht geschrieben werden. Und dann nimmt er das Eisen und drückt es Jack ins Gesicht und brüllt
dabei: „So kannst du meine geliebte Melissa nie wieder sehen!“
Da bin ich ein klein wenig, übergeschnappt. Nun ja, mein Messer war auch stumpf. Es dauerte etwas, bis treulose Bastard endlich krepierte!
Aber wir sind diesmal quitt, ich habe einen Handlanger verloren und du auch einen.
Mal sehen, wen ich dir als nächstes wegnehme.
Ach ja, das mit deiner Mutter tut mir leid. Ich mochte die alte Schachtel. Sie war so herrlich ehrlich. Dein Vater war ein Trottel, wie er sich hat kommandieren lassen, von diesem alten Besen.
Thomas sollte mein Prinzgemahl werden! Er hatte so ein riesiges Argument, hihihi! Bestimmt wie dein Anthony, oder wieso behältst du ihn sonst?
Du wirst bald ganz allein sein. Vielleicht wird es dein Freund Miles oder dein geliebter Anthony.
Niemand, den du liebst, wird sicher sein.
Wer ist eigentlich diese Melissa-Schlampe? Sie wäre theoretisch die beste Wahl, denn wegen ihr ist Thomas tot. Und er hatte so gute Arbeit an der Kutsche deiner Eltern geleistet. Warum muss Jack auch immer so viel sehen. Ach nein, tut er ja nicht mehr! Bäh! Das hat er nun davon!
Ich komme dir immer näher, spürst du meinen Atem in deinem Genick?
Du gehörst mir und niemanden anderem. Ich werde alle töten, die dich von mir ablenken!

Hochachtungsvoll deine M.“

Lord Anthony nahm das Schreiben aus den zitternden Händen seiner Gemahlin.
Er klingelte nach Dr. Jakob und ließ seine Lady in ihr Schlafgemach bringen.
So offen hatte Lady M. noch nie gedroht und dank ihrer wirren Zeilen wussten sie nun auch was geschehen war.
Thomas, der Oberstallmeister war ein Handlanger Lady M.s. Er hatte die Kutsche von Lady Sherlys Eltern sabotiert, so dass Lord und Lady Holmes zu Tode kamen. Heute hatte er Jack töten wollen, da er in Melissa verliebt war. In einem Wutanfall meuchelte ihn jedoch Lady M..
Warum diese Wahnsinnige allerdings Jack am Leben gelassen hatte, blieb vorerst ungeklärt.
„Geht zu dieser Adresse und sagt zu dem, der die Tür öffnet: eins plus eins gleich drei.“, Lord Anthony holte einen kleinen Zettel aus seinem Schreibtisch und übergab ihn Detektiv Hill.
Nachdem dieser gegangen war, begab sich seine Lordschaft auf die Suche nach seiner Gemahlin, denn wie vermutet, befand sie sich nicht im ehelichen Schlafgemach.
Er fand seine Lady im Gästezimmer bei Jack und Melissa. Sie hatte sich hinter der Zofe ausgestreckt und umarmte diese. Durch die tröstende Berührung waren beide Frauen eingeschlafen.
Jack schlief ruhig, mit dicken Verbänden um seine Augen und Dr. Jakob wachte über die drei ihm lieben Menschen.
Lord Anthony begab sich zurück in sein Arbeitszimmer. Dort setzte er einen langen Brief auf und legte diesen in das oberste Schubfach seines Schreibtisches.

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